Tagesgeldkonten: Eine ehrliche Analyse von Vorteilen und Nachteilen

Digital Invest Assets
5 min readMay 21, 2024

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Kapitalanlage mit Tagesgeldkonten (Bild von nattanan23 auf pixabay.com)

Das Tagesgeldkonto ist eine beliebte Anlageform, die viele Sparer aufgrund ihrer Flexibilität und Sicherheit schätzen. Bei dieser Form eines Sparkontos, können Sie täglich über Ihr Guthaben verfügen, ohne eine Vorfälligkeitsentschädigung zu bezahlen. Im direkten Vergleich zum Girokonto oder zu anderen Sparkonten überzeugt ein Tagesgeldkonto oft mit attraktiven Zinsen und einer hohen Verfügbarkeit. In der Praxis sind Tagesgeldkonten bei Sparern beliebt, die schnell auf ihr Geld zurückgreifen möchten und gleichzeitig höhere Zinsen als auf dem Girokonto erwarten.

Im Nullzinsniveau der letzten Jahre geriet diese Art der Geldanlage in den Hintergrund. Erst mit den schnellen Zinserhöhungen der Zentralbank hat das Produkt bei Anlegern wieder an Bedeutung gewonnen. In diesem Artikel betrachten wir die Vor- und Nachteile eines Tagesgeldkontos und beleuchten, warum es ein sinnvoller Bestandteil der Vermögensallokation sein kann.

1. Jederzeitige Verfügbarkeit und einfache Bedienbarkeit

Ein entscheidender Vorteil des Tagesgeldkontos ist die jederzeitige Verfügbarkeit des Geldes. Im Gegensatz zu festverzinslichen Anlagen wie Festgeld oder Anleihen können Sie Ihr Guthaben jederzeit und ohne Kündigungsfrist abheben. Dies bietet eine hohe Flexibilität, besonders in unvorhersehbaren Situationen, in denen plötzlich Geld benötigt wird. Zudem ist die Verwaltung eines Tagesgeldkontos in der Regel sehr einfach. Über Online-Banking-Plattformen lässt sich das Konto bequem von zu Hause aus steuern.

2. Keine Kursschwankungen

Tagesgeldkonten sind von Kursschwankungen, wie sie bei Aktien oder Anleihen vorkommen, nicht betroffen. Das bedeutet, dass der nominale Wert Ihres Kapitals immer gleich bleibt. Dies bietet Sicherheit und Planbarkeit, da Sie sich keine Sorgen über den Marktwert Ihrer Anlage machen müssen. Ganz ohne Risiko sind sie indes nicht. Geht die Bank bankrott, die Ihnen das Tagesgeldkonto anbietet, verlieren Sie möglicherweise ihr gesamtes Guthaben nebst Zinsen komplett.

3. Sicherheit der Einlagen

Gesetzliche Einlagensicherung

Dennoch ist ein großer Pluspunkt eines Tagesgeldkontos ist die vergleichsweise hohe Sicherheit der Einlagen. In Deutschland sind Einlagen bis zu 100.000 Euro pro Kunde und Bank durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Dies bedeutet, dass selbst im Falle einer Bankenpleite die gesetzlichen Sicherungssysteme einen Rechtsanspruch auf Entschädigung der Einlagen bis zu dieser Höhe garantieren. Für Kunden bietet dies eine hohe Sicherheit, da ihr Geld auch in Krisenzeiten geschützt ist. Dadurch wird das Vertrauen in das Bankensystem gestärkt und das Risiko eines Totalverlustes für die Sparer minimiert.

Zusätzliche Institutssicherung

Bei einigen Banken, wie den Volksbanken und Raiffeisenbanken, gibt es über die gesetzliche Einlagensicherung hinaus zusätzliche Sicherungssysteme. Diese sind beispielsweise als Institutssicherung organisiert und bietet noch mehr Schutz für die Einlagen der Kunden, was das Risiko eines Verlustes weiter minimiert. Die Institutssicherung bei Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland ist ein zusätzliches Sicherungssystem, das über die gesetzliche Einlagensicherung hinausgeht. Sie stellt sicher, dass keine der angeschlossenen Banken insolvent wird, indem sie bei finanziellen Schwierigkeiten eingreift und die Bank stabilisiert. Für Kunden bedeutet dies, dass ihre Einlagen nicht nur bis zu 100.000 Euro geschützt sind, sondern auch darüberhinausgehende Beträge eine hohe Sicherheit genießen. Dieses System stärkt das Vertrauen der Kunden in die Stabilität der angeschlossenen Banken und gewährleistet eine umfassende Absicherung ihrer Gelder.

Neben der Institutssicherung bei Volks- und Raiffeisenbanken oder Sparkassen gibt es in Deutschland noch den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) und den Sicherungsfonds des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB).

Der Einlagensicherungsfonds des BdB schützt Einlagen über die gesetzliche Sicherung hinaus, oft mit sehr hohen Sicherungsgrenzen pro Kunde, abhängig vom Eigenkapital der jeweiligen Bank. Im Gegensatz zur Institutssicherung greift dieser Fonds nur im Insolvenzfall und schützt nicht präventiv die gesamte Bank.

Der Sicherungsfonds des VÖB bietet ebenfalls Schutz über die gesetzliche Einlagensicherung hinaus, jedoch ist er speziell auf öffentliche Banken wie Landesbanken und Förderbanken ausgerichtet. Auch dieser Fonds zielt primär auf den Schutz der Einlagen ab und nicht auf die umfassende Stabilisierung des gesamten Instituts wie bei den Volks- und Raiffeisenbanken.

Auch ausländische Banken bieten deutschen Anlegern Tagesgeldkonten an, meist mit höheren Zinssätzen. Auch wenn die Banken im EU-Raum ebenfalls durch nationale Einlagensicherungssysteme bis 100.000 Euro abgesichert sind, können hier erhebliche Risiken schlummern. Bis dato sind die harmonisierten gesetzlichen Einlagensicherungssysteme im EU-Raum nicht zum Einsatz gekommen. Anleger sollten sich daher kritisch fragen, ob Sie dem jeweiligen nationalen Sicherungssystem im Fall der Fälle trauen wollen.

4. Änderung des Zinssatzes und Inflationsrisiko

Ein wesentlicher Nachteil von Tagesgeldkonten ist die Variabilität der Zinssätze, insbesondere bei sinkenden Zinsen. Banken können die Zinssätze jederzeit anpassen, was bedeutet, dass die Rendite auf Ihre Einlagen sinken kann. Stellen Sie sich vor, Sie haben 10.000 Euro auf einem Tagesgeldkonto mit einem Zinssatz von 0,5 % pro Jahr. Wenn die Bank den Zinssatz auf 0,2 % senkt, erhalten Sie nur noch 20 Euro statt 50 Euro Zinsen jährlich.

Zudem liegt der Zinssatz oft unter der Inflationsrate, was zu einem realen Kaufkraftverlust führt. Angenommen, die Inflationsrate beträgt 2 % und der Zinssatz auf Ihrem Tagesgeldkonto liegt bei 0,5 %, dann verliert Ihr Geld real an Wert, da die Preise für Waren und Dienstleistungen schneller steigen als Ihr Kapital wächst. Dies bedeutet, dass Sie sich für den gleichen Betrag weniger leisten können als zuvor. Der Kaufkraftverlust kann sich über die Jahre summieren, was die Attraktivität des Tagesgeldkontos als langfristige Anlagemöglichkeit schmälert.

5. Wertstellung der Zinsen und Zinseszinseffekt

Während die Zinsen auf Tagesgeldkonten regelmäßig gutgeschrieben werden, erfolgt die Wertstellung oft nur monatlich oder jährlich. Dadurch kann der Zinseszinseffekt, also die Verzinsung der bereits erhaltenen Zinsen, nicht optimal genutzt werden. Dies führt zu geringeren Gesamterträgen im Vergleich zu Anlageformen, bei denen die Zinsen häufiger kapitalisiert werden.

6. Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Tagesgeldkonto viele Vorteile bietet, insbesondere in Bezug auf Flexibilität und Sicherheit. Die jederzeitige Verfügbarkeit und der Schutz durch Einlagensicherung machen es zu einer attraktiven Anlageform für kurzfristige und mittelfristige Liquiditätsreserven. Allerdings sollten Anleger auch die Nachteile, wie die potenziellen Änderungen der Zinssätze und den Kaufkraftverlust durch Inflation, im Blick behalten.

Ein Tagesgeldkonto kann also ein sinnvoller Bestandteil Ihrer Vermögensallokation sein, insbesondere für die liquide Reserve. Dennoch sollten Sie für eine langfristig erfolgreiche Vermögensstrategie auch andere Anlageklassen wie Wertpapiere, Immobilien oder Edelmetalle in Betracht ziehen. Diese bieten oft höhere Renditechancen und helfen, das Risiko breiter zu streuen und eine bessere Performance zu erzielen. Indem Sie verschiedene Anlageklassen kombinieren, können Sie die Stärken eines jeden Investments nutzen und eine ausgewogene und robuste Vermögensstruktur aufbauen.

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