Kapitalmarktausblick 2025
Der Jahreswechsel ist die Zeit, in der Kapitalmarktausblicke und Prognosen im Fokus stehen. Die Herausforderung, Marktentwicklungen präzise vorherzusagen, ist groß, doch in unsicheren Zeiten bieten sie Orientierung und unterstützen fundierte Entscheidungen.
Unser Kapitalmarktausblick 2025 teilt unsere Meinung zu den wichtigsten Entwicklungen des kommenden Jahres. Dabei geben wir Einblicke in unseren laufenden Prozess, bei dem wir analysieren, bewerten und zukunftsweisende Entscheidungen treffen.
Rückblick 2024.
Das Jahr 2024 begann mit einer unerwartet robusten wirtschaftlichen Entwicklung. Entgegen vieler Prognosen, die eine stärkere Abkühlung der Wirtschaft befürchteten, zeigte sich die globale Konjunktur widerstandsfähiger als erwartet. Zudem moderierte sich die Inflation langsam. Dies gab den Zentralbanken Spielraum für Zinssenkungen. Die Europäischen Zentralbank (EZB) begann im Juni als erste, ihre Leitzinsen zu senken. Die US-amerikanische Federal Reserve (Fed) folgte im September. Einzig die japanische Notenbank musste erstmals seit 2016 die Zinsen leicht anheben. Die Zinspolitik sorgte vor allem an den Aktienmärkten, aber auch bei Gold und Kryptowährungen für Rückenwind.
Ein weiterer zentraler Faktor, der die Märkte in 2024 bewegte, war der wachsende Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI). Die rasante Entwicklung in diesem Sektor führte zu einer deutlichen Kurssteigerung im Technologiesektor. Besonders Unternehmen, die sich auf KI und Automatisierung fokussierten, erlebten eine überdurchschnittliche Nachfrage nach ihren Aktien. Das Unternehmen NVIDIA, dessen Chips in Bereichen von KI und Deep Learning Anwendung finden, stieg kurzfristig sogar zum wertvollsten Unternehmen der Welt auf.
Die Entwicklung der Aktienmärkte war insgesamt von einer gewissen Robustheit geprägt. Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass es im Jahresverlauf eine große Diskrepanz zwischen den großen Tech-Werten auf der einen Seite und den kleinen und mittelgroßen Unternehmen außerhalb dieses Sektors gab. Die letztgenannten verharrten auf Vorjahresniveau oder verloren sogar. Die Anleihemärkte hingegen verließen ihren Zins-Zenit und verliefen unter relativ moderaten Schwankungen seitwärts. Der Rohstoffmarkt zeigte sich da schon volatiler, wobei vor allem Edelmetalle wie Gold und Silber, aber auch Kryptowährungen teils starke Preiszuwächse erlebten.
Insgesamt war 2024 ein Jahr, in dem die Märkte trotz erheblicher Herausforderungen eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit zeigten.
Wo stehen wir jetzt? Eine Standortbestimmung.
Ob auch das Jahr 2025 den Anlegern Freude bereiten kann, bleibt abzuwarten. Nach zwei Jahren mit überdurchschnittlichen Aktienkursgewinnen sind die Bewertungen vor allem in den USA im historischen Kontext sehr hoch. Wo stehen wir aktuell also im wirtschaftlichen und finanziellen Zyklus?
Die richtige Standortbestimmung ist entscheidend, um fundierte Anlageentscheidungen zu treffen. Hierbei hilft uns ein bewährtes Instrument: die Investment-Uhr. Dieses Konzept, das von Trevor Greetham entwickelt wurde, veranschaulicht die zyklische Natur der Wirtschaft und zeigt, welche Anlageklassen in den verschiedenen Phasen des Wirtschaftszyklus besonders attraktiv sind.
Die Investment-Uhr teilt die wirtschaftliche Entwicklung in vier Phasen ein: Reflation, Aufschwung, Überhitzung und Stagflation. Die horizontale Achse misst dabei die Inflation, während die vertikale Achse das Wirtschaftswachstum abbildet. Jede Phase wird durch ein Zusammenspiel von Konjunktur- und Inflationsdynamiken bestimmt und begünstigt spezifische Anlageklassen. Das Verständnis dieser Phasen und ihrer Wechselwirkungen ist essenziell, um die optimalen Entscheidungen für ein diversifiziertes Portfolio vorzubereiten. Mit Hilfe dieses Modells analysieren wir, wo wir uns im Zyklus befinden, und treffen datenbasierte Entscheidungen, die durch Erfahrung und Intuition ergänzt werden.
Der Übergang von 2024 in das Jahr 2025 zeigt Signale einer Verschiebung im Zyklus. Nach einem Jahr, in dem Zinssenkungen der Zentralbanken den Märkten Rückenwind verliehen, scheint die Phase der wirtschaftlichen Erholung weiterhin intakt, jedoch mit zunehmender Abschwächung des Wachstums. Gleichzeitig signalisiert die moderate Inflation, dass wir uns potenziell in Richtung der nächsten Phase — einer möglichen Überhitzung — bewegen könnten. Die Indikatoren, wie Beschäftigungszahlen, Konsumausgaben und Produktionsdaten, deuten darauf hin, dass zwar weiterhin Wachstumspotenzial besteht, jedoch mit einer zunehmenden Dynamik, bei der mit Preiserhöhungen gerechnet werden muss.
Die einzelnen Wirtschaftsregionen unterscheiden sich jedoch substanziell. Während sich in den USA das Wachstum weiterhin stabil zeigt, schwächelt das Wachstum in Europa bereits. Dies liegt auch maßgeblich an der deutschen Konjunktur, die sich unverändert schwach darstellt. Ebenfalls schwach ist die wirtschaftliche Situation in China. Auch wenn dort erste Maßnahmen zur Wiederbelebung der heimischen Wirtschaft getroffen wurden, belasten weiterhin strukturelle Probleme das Wirtschaftswachstum.
Anlageschwerpunkte für 2025.
Die derzeitige, globale Phase des Wirtschaftszyklus, die von mittleren bis späten Zyklusdynamiken geprägt ist, bietet Anhaltspunkte für bevorzugte Anlageklassen. Derzeit scheint die globale Expansion stabil zu sein, getragen von gesunden Arbeitsmärkten und anhaltenden Zinssenkungen in großen Volkswirtschaften wie den USA und Europa. Gleichzeitig zeigt sich, dass wachstumsabhängige Anlagen wie Aktien derzeit bevorzugt werden, insbesondere in Sektoren, die von technologischer Innovation und moderater Inflation profitieren.
Aktien bleiben im aktuellen Umfeld demnach attraktiv, insbesondere in den USA, wo Unternehmensgewinne aufgrund sinkender Zinsen und solider Konsumnachfrage wieder an Dynamik gewinnen. Hohe Kapitalrenditen und starke Unternehmensgewinne, insbesondere im Technologiesektor, bieten attraktive Chancen. Dennoch ist Vorsicht geboten, da speziell in diesem Sektor historisch hohe Bewertungen erreicht sind und die geopolitischen und konjunkturellen Risiken, einschließlich möglicher Zölle und einer restriktiven Fiskalpolitik, potenziell belastend wirken könnten.
Vielversprechend könnten sich auch kleinere Unternehmen außerhalb der USA aufgrund von aufholenden Bewertungsniveaus und verbesserter globaler Finanzbedingungen herausstellen und eine stärkere Rolle spielen. In Europa, insbesondere in Deutschland nach der Neuwahl des Bundestages, könnten fiskalische Impulse wie ein verstärkter Fokus auf Infrastruktur, erneuerbare Energien und Logistik Wachstumschancen eröffnen.
Anleihen profitieren von den leicht gesunkenen Renditen, jedoch sollten Anleger selektiv vorgehen. Unternehmensanleihen mit guter Bonität bieten im aktuellen Umfeld eine sinnvolle Balance zwischen Sicherheit und Renditepotenzial. Hochzinsanleihen sind aufgrund der stabilen Wirtschaftsdaten ebenfalls eine Option, jedoch mit einem erhöhten Risiko behaftet. Als Absicherung vor einem wirtschaftlichen Umschwung nutzen Anleger teilweise langlaufende US-Staatsanleihen. Diese Anleihen erscheinen uns angesichts der Inflationsrisiken und hohen Staatsverschuldung derzeit weniger attraktiv.
Im Rohstoffsektor zeigen sich Edelmetalle wie Gold und Silber weiterhin robust. Sie profitieren von der geopolitischen Unsicherheit und der Erwartung, dass die Zinssenkungszyklen der Zentralbanken den Inflationsdruck langfristig nicht vollständig abbauen könnten. Auch Industriemetalle könnten durch anziehende Investitionen in Infrastruktur und grüne Technologien Potenzial bieten. Kupfer, Lithium und Kobalt bleiben essenziell, um die Transformation hin zur Elektrifizierung und Digitalisierung zu ermöglichen.
Fazit.
Zusammengefasst steht eine anhaltende Phase des Aufschwungs im Mittelpunkt, in der wachstumsstarke und inflationsresistente Anlagen bevorzugt werden. Diversifikation bleibt jedoch der Schlüssel, um von den verschiedenen Aspekten des Zyklus zu profitieren, ohne sich zu einseitigen Risiken auszusetzen. Eine strategische Aufstellung mit einem Mix aus globalen Wachstumssektoren und regionalen Impulsen, kombiniert mit einer bewussten Risikobetrachtung, ermöglicht es Anlegern, 2025 nachhaltig von den Wachstumstrends zu profitieren. Doch auch im Jahr 2025 sollten Anleger Geopolitische Risiken und wirtschaftspolitische Entscheidungen in ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen. Angekündigte Zölle und protektionistische Maßnahmen könnten insbesondere Exportunternehmen belasten und inflationsfördernd wirken. Zudem bleibt China ein Unsicherheitsfaktor, da die anhaltende Vertrauenskrise der Konsumenten das Wachstum weiter hemmen könnte. Anleger sollten daher ein wachsames Auge auf Zinsen, Fiskalpolitik und geopolitische Entwicklungen haben, um flexibel auf mögliche Veränderungen reagieren zu können.
Risikohinweis: Die auf dieser Seite bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich zu Informationszwecken und stellen keine Anlageberatung dar. Geldanlagen in Wertpapieren sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Verlusts des eingesetzten Kapitals. Bevor Sie eine Anlageentscheidung treffen, empfehlen wir Ihnen, sich eingehend über die Risiken zu informieren.