Die Rentenlücke — ein unterschätztes Risiko

Digital Invest Assets
6 min readApr 13, 2023

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Immer mehr Menschen werden im Alter mit der bitteren Erkenntnis konfrontiert, dass ihre Rente nicht ausreicht, um den gewohnten Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Die Rentenlücke stellt damit ein unterschätztes Risiko für die finanzielle Absicherung im Alter dar. In diesem Artikel werden wir uns mit den möglichen Ursachen der Rentenlücke beschäftigen und diskutieren, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um das Risiko zu minimieren.

Es war ein trauriger Anblick, als Frau Gertrude ihr kleines Appartement betrat. Die Wände waren kahl und die Möbel alt und abgenutzt. Die Atmosphäre war düster und die Stimmung traurig. Gertrude seufzte und setzte sich in ihren alten Sessel, der ihr einziger Begleiter war.

Sie hatte 45 Jahre ihres Lebens als Krankenpflegerin gearbeitet, um anderen Menschen zu helfen. Sie hatte sich immer bemüht, ihr Bestes zu geben, um ihren Patienten zu helfen und sie zu trösten. Aber jetzt, in ihren goldenen Jahren, befand sie sich in einer schwierigen Lage.

Gertrude hatte keine Familie, auf die sie sich stützen konnte, und ihre Rente reichte kaum aus, um ihre Rechnungen zu bezahlen und Essen auf den Tisch zu bringen. Sie hatte Angst, dass sie jeden Tag vor einer neuen Herausforderung stehen würde, ohne eine Lösung in Sicht.

Gertrude ist ein fiktives Beispiel von der realen Situation, in der sich Millionen von Rentnerinnen und Rentner in Deutschland sich befinden. Auch wenn man selbst vielleicht nicht gleich von Altersarmut betroffen sein mag, die drohende Rentenlücke ist bei vielen Menschen ein sehr akutes Thema.

Mind the gap — Die Rentenlücke

Die Rentenlücke beschreibt die Differenz zwischen dem Einkommen im Ruhestand und den Ausgaben, die notwendig sind, um den Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Die Rentenlücke wird für viele Menschen hierzulande zu einem zunehmend ernsten Problem, zumal die Preise für den täglichen Lebensunterhalt aufgrund der Inflation stark angestiegen sind.

Es gibt viele Gründe für die Rentenlücke. Einer der wichtigsten Faktoren ist die sich verändernde Arbeitswelt. In vielen Branchen sind Arbeitsverhältnisse heutzutage nicht mehr so stabil wie früher. Viele Arbeitnehmer haben in ihrem Berufsleben mehrere Arbeitgeber und wechseln oft zwischen verschiedenen Arbeitsformen, z.B. zwischen Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung oder zwischen befristeten und unbefristeten Arbeitsverträgen. Diese Form der Arbeitsverhältnisse führt dazu, dass Arbeitnehmer weniger in die Rentenkassen einzahlen und ihre Rente somit geringer ausfällt.

Zudem nutzen immer mehr Menschen die Möglichkeit, frühzeitig in Rente zu gehen. Die Abschläge bei frühzeitiger Rente sind allerdings oft höher als erwartet. Wer früher als vorgesehen in Rente gehen will, muss als Daumenregel pro Monat, den er vorzeitig nicht mehr arbeiten möchte, einen Abschlag von 0,3 Prozent in Kauf nehmen. Der Renteneintritt mit 63 Jahren bringt für die Jahrgänge nach 1964 demnach einen Abschlag von 14,4 Prozent gegenüber der prognostizierten Regelaltersrente mit sich, die in der jährlich versandten Rentenauskunft aufgeführt wird.

Stabiles Fundament mit diesen 3 Säulen

Das Einkommen im Alter ist wie ein Spiegel des Erwerbslebens. Die Höhe kann maßgeblich durch eine gute Ausbildung und anständige Bezahlung beeinflusst werden. Allerdings ist es meist unerlässlich, diese Maßnahmen durch eine betriebliche und private Zusatzvorsorge zu flankieren.

Die Altersvorsorge ist ein wichtiger Bestandteil des Lebensplanungsprozesses, insbesondere in Deutschland, wo die demografische Entwicklung und die steigende Lebenserwartung die Bedeutung der Altersvorsorge erhöht haben. Es gibt drei Säulen der Altersvorsorge in Deutschland: die gesetzliche, die betriebliche und die private Vorsorge.

Die gesetzliche Vorsorge ist die erste Säule der Altersvorsorge und umfasst die Rentenversicherung. Diese wird von Arbeitnehmern, Arbeitgebern und dem Staat finanziert und gewährleistet eine gesetzliche Rente, wenn der Arbeitnehmer in den Ruhestand geht. Die Höhe der gesetzlichen Rente hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Anzahl der Jahre, die der Arbeitnehmer Beiträge gezahlt hat, und dem durchschnittlichen Einkommen während der Beitragsjahre.

Die betriebliche Vorsorge ist die zweite Säule der Altersvorsorge und umfasst Pensionskassen, Pensionsfonds und Direktversicherungen. Diese Vorsorgeform wird von Arbeitgebern angeboten und kann entweder durch eine freiwillige oder verpflichtende betriebliche Altersvorsorge finanziert werden. Die Beiträge werden vom Arbeitnehmer und Arbeitgeber gezahlt .

Die private Vorsorge ist die dritte Säule der Altersvorsorge und umfasst private Rentenversicherungen, Fonds- und Aktiensparpläne sowie Immobilieninvestitionen. Diese Vorsorgeform ist freiwillig und kann von jedem Einzelnen abgeschlossen werden. Die Beiträge werden vom Einzelnen gezahlt und können ganz individuell und flexibel gestaltet werden.

Es ist wichtig, dass jeder Einzelne eine umfassende Altersvorsorgeplanung durchführt, um im Alter finanziell abgesichert zu sein und dem Risiko der Altersarmut vorzubeugen. Eine Kombination der drei Säulen der Altersvorsorge kann dabei helfen, die finanzielle Lücke im Ruhestand zu schließen.

Das Risikoparadoxon — warum wir uns vor dem falschen fürchten.

Den meisten Menschen ist klar, dass sie finanziell für ihren Ruhestand vorsorgen sollten. Zahlreiche Artikel und Beiträge befassen sich schließlich mit diesem Thema. Die Praxis zeigt jedoch, dass eine Vielzahl das Thema Altersvorsorge verdrängt und „auf später“ verschiebt. Warum das so ist, dürfte mit dem sogenannten Risikoparadoxon zusammenhängen:

Das Risikoparadoxon beschreibt ein Phänomen, das oft in der Wahrnehmung von Risiken auftritt. Es besagt, dass Menschen tendenziell weit in der Zukunft liegende Risiken weniger fürchten als näherliegende Risiken. Menschen neigen zum Beispiel dazu, das Risiko von Altersarmut zu unterschätzen, weil es noch weit in der Zukunft liegt. Es erscheint ihnen weniger dringend und akut als andere, näherliegende Risiken wie Arbeitslosigkeit oder Krankheit. Die Folge ist, dass sie sich weniger um ihre Altersvorsorge kümmern und weniger in ihre Altersvorsorge investieren als sie sollten.

Das Risikoparadoxon ist ein kognitives Phänomen, das auf der menschlichen Wahrnehmung und Denkweise basiert. Menschen sind darauf ausgelegt, auf unmittelbare Bedrohungen zu reagieren, die ihr Überleben und ihre Sicherheit beeinträchtigen. Weit in der Zukunft liegende Risiken werden jedoch nicht als Bedrohung wahrgenommen, da sie nicht unmittelbar bevorstehen.

Um das Risiko einer großen Rentenlücke zu minimieren, ist es wichtig, das Risikoparadoxon zu verstehen und bewusst dagegen anzugehen. Wie wichtig es ist, sich frühzeitig um die Altersvorsorge zu kümmern und regelmäßig in die Altersvorsorge zu investieren, zeigt folgendes Beispiel:

Andreas und Thomas beginnen beide eine Ausbildung. Andreas fängt gleich zu Beginn an, monatlich in ein ETF-Portfolio zu investieren. Thomas, der Enkel von Gertrude, startet mit demselben Sparplan, allerdings erst 3 Jahre später nach Abschluss der Ausbildung. Nehmen wir an, dass beide 40 Jahre bis zu ihrer Rente den Sparplan mit einer Rendite von 7 Prozent pro Jahr durchhalten. Thomas kann sich nach den 40 Jahren über ein Vermögen von rund 199.700 Euro freuen. Gegenüber Andreas Vermögen ist das allerdings wenig. Er hat es über die Jahre auf ein Vermögen von 248.645 Euro gebracht, also rund 50.000 Euro mehr als Thomas, obwohl er ursprünglich lediglich 3.600 Euro mehr eingezahlt hat. Der Unterschied kommt durch den Zinseszinseffekt. Nur weil Andreas so schlau war, 3 Jahre früher mit dem Sparen angefangen hat, kann er sich heute über so viel mehr freuen.

Das Risikoparadoxon führt regelmäßig dazu, dass Menschen das Risiko von einer großen Rentenlücke unterschätzen und nicht ausreichend vorsorgen. Es ist jedoch wichtig, sich bewusst zu machen, dass auch weit in der Zukunft liegende Risiken real sind und Konsequenzen haben können. Eine frühzeitige und umfassende Altersvorsorgeplanung kann dazu beitragen, das Risiko von einer großen Rentenlücke zu minimieren und eine finanziell abgesicherte Zukunft zu gewährleisten.

Fazit

Wir unterschätzen systematisch das Risiko, unseren Lebensstandard im Alter nicht aufrecht erhalten zu können. Lieber verdrängen wir das Problem etwas dafür zu tun, da es ja noch so weit in der Zukunft zu liegen scheint. Wir prokrastinieren gerne, besonders wenn es kurzfristig keine Auswirkungen zeigt. Ein folgenschwerer Fehler, da wir gegen den Zinseszinseffekt arbeiten. Viel einfacher geht die private Vorsorge, je früher wir damit beginnen — auch schon mit kleinen Beträgen. Die private Vorsorge ist dabei am flexibelsten. Sparform, Höhe und Dauer können individuell bestimmt und beliebig oft an die Lebenssituation angepasst werden.

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